Immer wieder Donnnerstags..
In der letzten Zeit hatte sich ein Haufen bei meinem kleinen Transportunternehmen getan.. Mein Onkel war zwar wieder fitter, doch nach einem Streit mit ihm wegen eines Auftrags, den er angenommen hatte, hatte ich die Lust an seiner Spedition verloren und war nicht bereit ein Haufen Geld auf die Kante zu legen und dieses dann zu verlieren.. So gingen wir wieder unsere eigenen Wege, ich mit meiner eigenen SZM, er mit seiner Spedition. Katrin war sehr durcheinander, zuerst so und und nun wieder so. Doch der Auftrag, den mein Onkel angenommen hatte, war ein unterbezahlter Großauftrag, bei dem ich von Sonntagabend mit Samstagnachmittag auf meiner SZM gesessen hätte und diese mit 90km/h über die Autobahn hätte scheuchen müssen.. Es lohnte sich meine Punktlichkeit und meine Qualität, denn sofort als ich mit meiner SZM auf der Straße stand waren ein paar Anfangsaufträge wieder im Briefkasten. Ich hatte zwar nur eine SZM und eine zweite hätte sich bei den anfäntlichen Aufträgen gerechnet, doch diese war einfach nicht mehr im Budget drin - und eine gebrauchte, runtergerockte Zugmaschine wollte ich mir nicht ans Bein binden.
Als Transportunternehmer musst du auch jederzeit für deine Kunden da sein. Ich hatte mir deswegen wieder in Stuttgart eine alte Garage mit ein wenig Standfläche außerhalb gemietet. Das Gelände war richtig runtergekommen, doch ich konnte notfalls einen Auflieger trocken abstellen. Und wie es eben so ist muss ich als kleiner Transportunternehmer das fahren, was ich angeboten bekomme - wann immer und wo auch immer.. So war ich am Donnerstagnachmittag fertig mit LKW putzen, ich musste in Stuttgart lediglich ein paar Trailer vom Verlader zum Empfänger fahren - als ich die Karte um 16:40 rausließ, waren gerade mal 28km an dem Tag gefahren. Als ich den Actros abgesperrt hatte und in mein kleines Büro ging, lag schon auf dem Schreibtisch eine Klarsichtfolie mit "WICHTIG" drauf, es war ein Auftrag, 3 Tieflader, verladen auf einem normalen Plateauaufbau zu transportieren.. Der Absender war nur wenige Straßen weiter.. Also Kehrt Marsch, ab zum Actros, wieder aufgesperrt, Karte wieder rein und los gehts..
Ich fuhr die 4km zum Empfänger, einem kleinen Nutzfahrzeughändler. Den Auflieger hatte er schon in eine Ecke gestellt. Ich parkte meinen Actros, vorm Büro und ging dort rein. Die Dame am Büro fragte gleich erstmal nach dem Führerschein, mal wolle die Fracht "ja nicht jedem dahergelaufenen" mitgeben und übergab mir dann die ganzen Papiere in einem kleinen Ortner. Bevor ich aufsattelte ging ich noch einml um den Auflieger und schaute nach eventuellen Schäden an den neuen Tiefladern und sicherte diese nochmal nach. Die Rampen waren ohne Sicherung vorne verladen und mussten auch noch extra gesichert werden. Nach 15min Ladungssicherung schob sich der Actros unter den Auflieger, der Auflieger mit Druckluft und Strom versorgt und schon konnte es los gehen. Naja fast. Ein älterer Herr kam aus einer Halle raus, schaute neugierig auf den Auflieger, leicht grimmig dann mich an und verschwand dann noch wieder in der Halle. 2min später, als ich gerade die Feststellbremse zum losfahren lösen wollte, kam er mit einem jugen Burschen daher und deutete auf den Auflieger.. Ich stieg deshalb nochmal aus und horchte um die Ecke das Geschrei des alten Herres an. "Siehst du Junge, das hättest du alles besser sichern müssen, so kann das nicht weitergehen.." Ich mischte mich ein, der Azubi des Betriebes war wegen des Ärgers schon ganz bleich geworden. Der alte Herr stelte sich als Seniorchef vor und war ein alter Haudegen.. Ich beruhigte ihn und schnappte den Jungen, um zu zeigen, wie ich nachgesichert habe.. Nach der kleinen Lehrstunde war der alte wieder halbwegs ruhig, der Azubi ein bisschen schlauer und ich konnte ein wenig Wissen weitergeben
Schlussendlich konnte ich doch noch aufbrechen, rund 180km waren es wohl laut Karte, doch die Strecke war bekannt und das Navi war aus. Ich kämpfte mich durch den Feierabendverkehrs in Stuttgart, der mal wieder Katastrophal war, da schon wieder ein Rohrbruch war und der Verkehr dann einspurig durch die City geleitet wurde.. Es war auch einer diesen heißen Tage, wo man eig ständig mit der Klimaanlage fährt. Zwar war es angenehm kühl im Actros, die 20° hielt er gut, dennoch brannte die Sonne richtig heiß beim Seitenfenster rein. Irgendwann war die Stadt geschafft und es ging auf ein kurzes Autobahnstück, ehe es Richtung Strasbourg südlich weiterging. Die Autobahn zeigte sich angenehm leer, ich stellte den Tempomat auf 85 und angelte mir aus dem Kühlschrank ne Kühle Flasche Mineralwasser. So konnt es weitergehen.
Die letzten Autobahn-km verflogen schnell, die Autobahn war leer und die 480-V6 Pferdchen durften mal ein wenig traben, durch die kleinen Arbeiten war er echt unterfordert. Ich stellte meinen Klimasitz aus, der Rücken war schön kühl und ich lag noch voll im Zeitplan. Wenigstens hing mir keine Dispo mit dem Telematikquatsch mehr im Rücken, die mir ständig irgendwelche Arbeiten aufdrücken wollte, die ich zeitlich legals niemals fahren konnte. Ich setzte schließlich schön entspannt den Blinker bei der Abfahrt Strasbourg, bremste mit dem Retarder den Zug schön runter und folgte den Schildern. Jedoch war auf der Autobahn mal wieder die "Truckerprominenz" unterwegs, die mal wieder auf Kühlzugkings machten. Mir gefällt sowas, wenn jemand ne große Klappe hat und am Berg vl. dank V8 Motores gut überholen kann, aber dann schließlich doch zu blöd zum fahren ist.. So drehte ich den Funk zu und legte eine TruckStop CD ins Radio, setzte die Sonnenbrille auf und heizte der Sonne entgegen.
Die Landstraße war teilweise echt gut ausgebaut, war von der Struktur her aber ein besserer Feldweg. Es waren teils enge Aleen, an denen sich die Megaspace Kabine schön aufschaukelte und einie Ästchen mitnahm - unter dem kritischen Blick von mir, aus Angst vor Kratzern. Doch stellenweise war sie echt gut, schön breit, was wichtig war wegen der leichten Überbreite des Transportes. Zur Sicherung schaltete ich mal die Rundumleuchten ein und hielt mich schön rechts. Das schlimme ist allerdings dass viele garnichtmehr auf dei Rundumleuchten mehr achten, da viele "Showtrucks" diese als Deko und Showeffekt dranhaben, was natürlich dazu beitrug, dass keiner mehr auf echte Schwertransporte achtet. Ein entgegenkommender Scania Kühlzug, schön mit Chromschmuck und Rundumleuchten versehen, obwohl 2,55m breit, 16,5m lang und 4m hoch, kam gerade recht, um mal meinen Unmut über das Zeug Luft zu machen. Ich drehte den Funk auf und fragte mal, welchen Sinn diese Rundumleuchten am Fahrzeug hätten.. Der Fahrer antwortete nur "Show" und ich regte mich darüber schon auf.. Doch schon als der Spurassistent ratterte war ich wieder ganz in meinem Fahrzeug.. Aufregen bringt ja schlussendlich nix..
In Strasbourg war ich dann auch bald.. Es waren ja nicht viele km und es lief besser als gedacht. Doch das Ziel zu finden war auch nicht gerade leicht. Das Navi war kaputt, es flog bei einem Bremsvorgang vom Bett runter gegen das Armaturenbrett und streikte seitdem. Also auf die Old-School Methode: Blinker rechts und dann auf dem Stadtplan schauen. Die Straße fand ich bald eingezeichnet, lediglich den Hinweg musste ich planen. Es waren mehrere kleine Nebenstraßen, die zum Ziel führten, doch mit dem Sattelzug durch ein Wohngebiet? Ich seh schon die wütenden Fäuste der Anwohner.. Also musste ich einen kleinen Umweg fahren und kam dann schließlich auf einer breiten Industriestraße zum Kunde hin. Das Schild konnte man schon von der Straße aus gut erkennen. Lediglich die Einfahrt sah verdammt eng aus.
Ich musste ich einem großen ausholen.. Die Ranalelampen bemerkte niemand, sodass die Autos schön vor den LKW hinfuhr, sodass ich mittels Luftdruckhupe den Weg freihupen musste. Den Auflieger zirktelte ich mit Milimeterarbeit in das Tour rein, musste auf meine Außenspiegel aufpassen.. Doch plötzlich als ich drin war, klingelte mein Telefon: "Katrin ruft an".. Mir wurde es warm und kalt, ich hatte völlig vergessen zu sagen dass ich später heimkomme und die Tour gleich gefahren habe.. Vorsichtig ging ich ran und musste dann erklären, wieso ich nicht zuhause stehe wie abgemacht, da klein Lukas bei der Oma ist und wir nen Abend für uns hätten, ich nun aber in Strasbourg stehe ohne Auftrag.. Sie war enttäuscht, das merkte man ihr an, doch sie hatte schon nen Anschlussauftrag aufm Schreibtisch liegen.. Das gab mir wieeder Hoffung. Immerhin ging die Anschlusstour wieder zurück nach Stuttgart.