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Zurück auf Los - Back on the Road with Schosch

Antworten im Thema: 52 » Der letzte Beitrag (19. September 2014, 21:17) ist von Schosch.

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Schosch

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Samstag, 6. April 2013, 01:21

Kapitel 4 - Glück hält nicht ewig!


Als ich die Augen wieder öffnete, war die Sonne bereits hinter der Hausecke verschwunden und es wurde merklich kühler. Auf dem Weg nach drinnen überkam mich die Neugier, ob vielleicht schon der ein oder andere Kunde aus meiner ersten Woche seine Rechnung bezahlt hatte, und wie überhaupt mein Konto aussehen mochte. Ich ging runter zu meinem Scania, packte meine ganzen Klamotten, die Reste aus der Kühlbox und meinen Laptop zusammen (Eben einfach abgestellt und direkt zur Kaffeemaschine gelaufen – die Sucht ist scheinbar doch noch nicht überwunden), und schleppte alles rein. Wenig später saßich mit dem Laptop auf den Oberschenkeln wieder in der Sonne und staunte nicht schlecht, als ich meinen Kontostand sah. Obwohl schon beide Tankrechnungen abgebucht wurden, war immer noch eine nette Summe übrig geblieben. Über die Zahlungsmoral meiner ersten Kunden konnte ich mich also nicht beschweren.

Gut gelaunt packte ich den Laptop wieder weg, zog mein Handy aus der Tasche und rief Markus an. „ei Gude! Wieder im Lande?“ trällerte Markus durchs Telefon. „Schon seit gut 2 Stunden. Lust irgendwo was zu futtern und anschließend ein bissl Snookern? Oder hast schon was vor?“ Er überlegte kurz „Gib mir eine Stunde, ok!?“ „Passt super!“ antwortete ich. „kommst mich abholen?“ „Mach ich, also bis gleich!“ sagte Markus und bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte er schon aufgelegt. Nach einem fairen 3:3 beendeten wir unsere Snooker-Partie. „Gehen wir noch irgendwo ein paar Bierchen trinken?“ fragte mich Markus hoffnungsvoll, aber ich musste ihn leider enttäuschen „Ich bin ziemlich platt und hab morgen früh noch was vor. Ist ja auch schon wieder kurz nach Mitternacht. Lass uns das auf morgen Abend verschieben.“ Markus konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen, startete aber keinen weiteren Überredungsversuch und fuhr mich nach Hause.

Am nächsten Morgen fuhr ich in eine Werkstatt. Ich wollte mit der ersten verdienten Kohle meinen Scania endlich ein bisschen vom Standard-Aussehen befreien und schenkte ihm …



… einen Lampenbügel und 4 Angel-Eyes. Kostete mich schlappe 7.000,-€ inkl. Montage, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Anschließend fuhr ich noch eine kleine Runde durch Köln, bevor ich mich zu Hause an meinen Laptop setzte und wieder Rechnungen schrieb und nach neuen Aufträgen für die nächste Woche suchte.

Da ich befürchtete, dass mir das Glück bei den Aufträgen nicht ewig treu bleiben würde beschloss ich, mich diesmal mit so vielen Aufträgen wie möglich zu versorgen. Nach einer knappen Stunde suchen, Kilometer und Fahrzeiten ausrechnen um die möglichen Aufträge zu ermitteln stand meine Route bis Donnerstag Morgen fest. Los geht es Montag Morgen um 03:00Uhr hier in Köln mit einer Ladung Lebensmittel nach Rotterdam. Zufrieden klappte ich den Laptop zu, warf einen Blick auf die Uhr und musste feststellen, dass ich noch 25 Minuten Zeit hatte, bis Markus wieder vor der Tür stehen würde.



Der Samstag Abend verlief zum Glück nicht so wild, wie ich erst befürchtet hatte. Irgendwie kam in keiner Kneipe so richtig Stimmung auf und so befanden sich Markus und ich bereits um 01:00Uhr schon wieder auf dem Weg nach Hause. Rückwirkend betrachtet fand ich das auch gar nicht so schlimm, denn so hielt sich mein Kater am Sonntag in Grenzen und ich konnte den ganzen Tag faulenzend in der Sonne genießen. Nach dem Abendessen legte ich mich nochmal für ein paar Stunden auf’s Ohr, bevor ich mich mitten in der Nacht auf den Weg zu dem Trailer mit den Lebensmitteln machte. Dieser war erfreulicher Weise schon fertig und ich konnte nach dem unterschreiben der Frachtpapiere gleich aufsatteln und mich auf den Weg nach Rotterdam machen.



Die Woche begann sehr ruhig. Verkehr war quasi fast nicht vorhanden und dass ich in den flachen Benelux-Ländern auch mit meinen 360PS zügig voran kommen konnte, hatte ich ja bei meinen Touren nach Liége und Lille bereits festgestellt. Und so erreichte ich Rotterdam um 08:00Uhr und hatte auch den Empfänger der Lebensmittel schnell gefunden. Trailer an der zugewiesenen Rampe abgestellt, ins Büro und Empfang quittieren lassen und schon ging es weiter zum nächsten Kunden, so konnte es weiter gehen.



Ein Belüftungsrohr musste nach Hamburg gefahren werden. Auch hier war schon alles fertig vorbereitet. Ich sattelte den Trailer auf, kontrollierte noch schnell die Spanngurte, holte meine Papiere in der Dispo ab und schon war ich wieder zurück auf der Autobahn. Langsam wurde es mir etwas unheimlich, wie gut bisher alles geklappt hatte. Kein mürrischer Disponent, keine Wartezeiten, kein Stau, das würde bestimmt nicht ewig andauern. Ich versuchte so schnell wie möglich diese Gedanken wieder aus meinem Kopf zu verdrängend, drehte zur Unterstützung das Radio etwas lauter und rollte weiter gut gelaunt über die A1 in Richtung Hamburg.



Um kurz vor 12:00Uhr erreichte ich die deutsch-holländische Grenze und steuerte erst mal den nächsten freien Parkplatz an. Ich musste dringend mal austreten und wollte etwas gegen das knurren meines Magens tun. Während ich gemütlich mein Brot verspeiste warf ich einen Blick auf mein Navi und den Fahrtenschreiber und dieser verriet mir, dass mir eine gute Stunde fehlte, um noch vor meiner nächsten Ruhepause Hamburg zu erreichen. Ich überlegte kurz und entschied mich, die Ruhepause gleich hier zu machen. Das Belüftungsrohr musste erst morgen früh in HH sein und hier hatte ich einen netten Parkplatz. Ich könnte dann heute Nacht gemütlich weiter fahren und wäre immer noch viel zu früh am Ziel.



Und so war es auch. Um 01:00Uhr in der Nacht erreichte ich den Empfänger und stand vor einem verschlossenen Tor. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich, einfach hier stehen zu bleiben. Die Einfahrt vor dem Tor war lang genug, so dass der Trailer nicht mehr auf der Straße stand und mit Parkplätzen für 40tonner sah es hier ansonsten eh auf den ersten Blick nicht so besonders aus. Ich lies für alle Fälle das Standlicht an und verkrümelte mich noch für ein paar Stündchen in die Koje. Um kurz vor 06:00Uhr wurde ich von ein paar verärgerten Arbeitern geweckt. Sie fanden meine Idee, hier direkt vor dem Tor zu parken offensichtlich weniger gut als ich und zeigten dies unmissverständlich mit gewissen Handzeichen und Gesten. Ich sprang sofort auf den Fahrersitz und räumte die Einfahrt.



Ich weiß nicht, ob es eine Art Strafe sein sollte, oder was sonst der Grund dafür war. Jedenfalls lies man mich über eine Stunde warten, bis man mir eine Rampe zuteilte und ich den Trailer endlich abstellen konnte. Dadurch wurde die Zeit für meinen nächsten Auftrag ganz schön knapp. Eine Ladung Orangen soll von Hamburg nach Magdeburg transportiert werden und spätestens um 13:00Uhr am Bestimmungsort eintreffen. Zum Glück wurde ich dort nicht weiter aufgehalten und konnte mich um 08:00Uhr auf den Weg nach Magdeburg machen.



Um 12:45Uhr standen die Orangen an der Rampe, wo die Mitarbeiter ohne Zeit zu verlieren sofort mit dem Entladen des Trailers anfingen. Ich schnallte den Trailer ab, stellte meinen Scania am Rande des Geländes ab und brachte noch schnell die Papiere ins Büro, bevor ich mich auf den Weg zum nächsten Kunden machte. Eine Ladung „gemischte Güter“ für nach Brno. Diesmal ohne Deadline. Nachdem ich die Zieladresse ins Navi eingegeben hatte stellte ich fest, dass mich dieses bis Dresden nur über Landstraßen lotsen wollte. Da es keinen Zeitdruck gab entschied ich mich, den Anweisungen des Navi’s Folge zu leisten und rollte gemächlich vom Hof.



Ich war gerade mal ein paar Kilometer unterwegs, da wurde ich auf Grund einer Kotflügelverbiegung auf einer Kreuzung mitten im Nirgendwo zu einem unfreiwilligen Zwischenstopp gezwungen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis unser sogenannter „Freund&Helfer“ erschien. Und anstatt dafür zu sorgen, dass der Verkehr endlich weiter rollen konnte, diskutierten diese erst noch eine gefühlte Ewigkeit mit den Unfallbeteiligten, bevor man endlich die beschädigten Fahrzeuge von der Kreuzung räumte. Am Ende hatte mich der Unfall über eine Stunde gekostet.



Durch diese unfreiwillige Pause habe ich es nicht mehr bis zur Autobahn geschafft. Und anstatt auf einem schönen großen Rastplatz mit sauberen Sanitären-Anlagen, einem leckeren Steak und einem kühlen Bierchen in einem gemütlichen Trucker-Restaurant oder der Gleichen musste ich mich mit einer kleinen Tankstelle am Rande der Landstraße zufrieden geben. Hier gab es nicht mal eine heiße Bockwurst oder gar einen heißen Kaffee, also musste ich mich wieder mit belegten Broten aus meiner Kühlbox zufrieden geben. Bevor ich mich zum Schlafen hinlegte schaute ich noch kurz im Internet nach neuen Aufträgen. Von Brno würde es morgen noch weiter nach Firenze/Italien gehen, weitere Aufträge hatte ich bisher nicht. Nach ein paar Minuten klappte ich enttäuscht den Laptop zu und krabbelte in meine Koje.



Fortsetzung folgt ...


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Samstag, 6. April 2013, 08:31

schöne geschichte du falsch parker ;) aber sosch wo sind denn deine lampen hin? :hmm: hab wohl die arbeiter abgebaut ;)
Mfg ZilpZalp

Schosch

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Samstag, 6. April 2013, 10:43

Durch den Mapwechsel von 1.5 auf 2.0 und dem damit verbundenen Neustart des Profil's waren die AngelEyes das einzige, was ich nicht direkt anpassen konnte, da ich nicht mit JustPlayMod spiele und die Scheinwerfer noch nicht freigeschaltet waren. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte den Wechsel keiner mitbekommen. Naja, vielleicht kriege ich es ja beim nächsten Wechsel besser hin. 8)

Bläcky

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Sonntag, 7. April 2013, 12:33

Super mach weiter so :thumbsup: macht echt Spaß zulesen . Freue mich schon auf die Fortsetzung

Meas

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Sonntag, 7. April 2013, 14:40

Gute Fortsetzung :thumbup:
Freue mich jetzt schon auf mehr...

Zu den Lampen, vielleicht hättest du das ja so schreiben können das dir die geklaut worden sind oder so was, dann wäre es auch nicht so aufgefallen das du die map gewechselt hast :D
MFG Markus

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Schosch

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Donnerstag, 18. April 2013, 19:38



Um kurz nach 08:00Uhr erreichte ich Brno und machte mich auf die Suche nach der Abladestelle. Diese war nach wenigen Ampeln gefunden. Zum Glück sprachen hier fast alle Mitarbeiter zumindest ansatzweise Deutsch und so konnte ich mich kurze Zeit später schon auf den Weg zu meinem nächsten Kunden machen, wo ich einen Trailer mit Molkereiprodukten übernehmen sollte. Aber vorher warf ich schnell wieder einen Blick in die Frachtbörsen, aber leider gab es immer noch keinen brauchbaren Auftrag von Firenze in Richtung Heimat. So machte ich mich leicht geknickt auf den Weg zum letzten Trailer auf meiner Auftragsliste.


Als mir der Mitarbeiter aus der Dispo meinen nächsten Trailer zeigte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Der ist ja knuffig“ schoss es mir durch den Kopf und ich musste an den Film „Didi auf vollen Touren“ mit Dieter Hallervorden denken. Nachdem ich den kleinen aufgesattelt hatte betrachtete ich mein Gespann noch einmal mit einem breiten Grinsen, schwang mich hinters Steuer und rollte los.


Am Rastplatz Guntramsdorf kurz hinter Wien war dann erst mal Schluss. Ich stellte meinen Truck auf einem viel zu großen Parkplatz ab. Die Räder meines Scania’s waren kaum zum Stillstand gekommen, da hatte ich schon den Laptop aufgeklappt. Eine halbe Stunde später schlenderte ich leicht deprimiert in die Raststätte. Um die Mittagszeit gab es hier ein wirklich ansprechendes Angebot, so dass ich den fehlenden Folgeauftrag für kurze Zeit vergas und anschließend in einen wohligen Schlaf fiel. Um 21:00Uhr beendete mein Wecker die Stille im Führerhaus. Ich rappelte mich auf und gönnte mir erst mal eine Dusche in der Raststätte und lies mir auf dem Rückweg noch meinen Thermobecher mit Kaffee füllen. Zurück im LKW stellte ich zwei Dinge fest. Zum einen, dass mir die Frachtbörsen immer noch nicht wohl gesonnen waren. Und bei einem Blick auf die errechnete Ankunftszeit meines Navi’s, dass ich gerade mal eine halbe Stunde Puffer zwischen Lenkzeit und Ankunft hatte.


Obwohl ich mich bei Villach kurz verfahren hatte, habe ich Firenze noch vor Ende meiner Lenkzeit am frühen Donnerstag morgen erreicht. Schnell den Kleinen an die Rampe gestellt und einen Schlafplatz gesucht. Nach erfolgreich beendeter
Parkplatzsuche ging die Suche im Internet weiter. Von Firenze gab es einfach keine Aufträge nach Deutschland. Also vergrößerte ich den Radius immer weiter, bis ich endlich etwas fand. Ein Druckbehälter sollte von Ancona nach München
gefahren werden. München war zwar noch kein Köln, aber vielleicht ergibt sich bis dahin ja wieder was Neues dachte ich mir. Also nahm ich den Auftrag an.


Die gut 300km bis Ancona wollte ich aber ungerne leer fahren, also machte ich mich erneut auf die Suche und fand eine Ladung Erbsen von Bologna nach Ancona. So musste ich nur 100km Leerfahrt in Kauf nehmen. Ich klappte den Laptop zu und legte mich erleichtert auf meine Pritsche. Am späten Nachmittag machte ich mich dann auf den Weg nach Bologna.


Die Erbsen in Bologna hatte ich ohne größere Probleme gefunden und rollte wenig später in die Dämmerung.


Um kurz nach 21:00Uhr erreicht ich mein Ziel in Ancona. Erst hier bemerkte ich, dass Empfänger der Erbsen und Auftraggeber der Druckbehälter ein und die selbe Firma waren. So brauchte ich wenigstens nicht nochmal suchen, gab im Büro die alten Papiere ab und nahm gleich die neuen in Empfang, wechselte die Trailer und war ruckzuck wieder zurück auf der Autobahn.


An der letzten Mautstelle vor der Grenze zu Österreich war es dann mal wieder Zeit für meine nächste Ruhepause. Ich warf noch schnell einen Blick in die Börsen und es sah so aus, als würde ich das nächste Wochenende in München verbringen. Ich beschloss mich damit abzufinden. Es gibt schließlich schlimmere Art und Weisen sein Wochenende zu verbringen als in München dachte ich mir. Also fing ich an mir ein Hotel in München zu suchen, da ich keine Lust
hatte das ganze Wochenende im Scania zu verbringen. Ich wollte nicht mitten in die Stadt, da würde ich mit meinem LKW wahrscheinlich auch gar keine Parkmöglichkeit finden. Aber in so ein Standard 3-Sterne Hotel wie z.B. Etap
oder BestWestern wollte ich auch nicht. Diese Dinger sind mir zu unpersönlich. Und so entschied ich mich für das Hotel Laimer Hof. Eine kleine familiäre Hotelvilla im Stadtteil Neuhausen ganz in der Nähe vom Schloss Nymphenburg. Ich
kramte mein Handy hervor und rief dort an. Nachdem wir die Formalitäten alle erledigt hatten fragte ich >>Gibt es bei Ihnen auch eine Parkmöglichkeit für die Zugmaschine eines Sattelschleppers?<< der Mann am anderen Ende
der Leitung antwortete zuerst mit einem Schweigen. >>Nur die Zugmaschine!<< Verdeutlichte ich erneut >>Die ist nicht länger als ein großer SUV, nur vielleicht ein bisschen breiter und natürlich höher!<< ich hörte wie er aufatmete >>Achso! Dafür werden wir bestimmt irgendwo noch ein Plätzchen finden.<< Nachdem das Gespräch beendet war legte ich mich hin.


Gut geschlafen hatte ich nicht an der Mautstelle. Ständig beschleunigende Motoren und Hupen, weil die Leute mal wieder unfähig waren sich richtig einzufädeln. So war ich schon fast froh, als mich mein Wecker endlich weckte und ich meine
Fahrt mit der Vorfreude auf ein ruhiges Hotelzimmer fortsetzen konnte.


Um kurz nach 15:00Uhr überquerte ich die Grenze zu Deutschland. Von dort waren es nur noch knapp drei Stunden bis München. Unterwegs war mir der Gedanke gekommen, ob es wirklich notwendig wäre 80,-€/Nacht für ein Hotelzimmer auszugeben. Aber diese Zweifel warf ich schnell wieder über Bord. Ich war der Meinung, dass ich es verdient hätte und mir als Unternehmer zustehen würde.

Kurz vor 19:00Uhr hatte ich das Hotel erreicht, nachdem ich vorher noch den Trailer abgeliefert hatte. Das Hotel war mitten in einem Wohngebiet mit reichlich einspurigen Einbahnstraßen. Aber ich habe es dennoch geschafft meinen Scania so zu parken, dass jeder fähige Autofahrer daran vorbei kommen sollte. Ich packte alles was ich für zwei Übernachtungen brauchen würde in meine Tasche und steuerte den Eingang des Hotels an.



Fortsetzung folgt ...

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flashgeist

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Freitag, 19. April 2013, 00:12

sei froh das er nur klein war normalerweise bedeuten solche trailer hardcore stadtverkehr und viele enge abladestellen :P aber top geschichte mal wieder freue mich schon auf die fortsetzung :thumbup:
GREAT STARS WILL SHINE SO BRIGHT

Schosch

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Mittwoch, 29. Mai 2013, 07:58

Kapitel 5 – München & einfach mal so


Als ich das Hotel betrat, lies ich erst mal meinen Blick durch das verhältnismäßig kleine Foyer schweifen. Links von mir war ein kleiner Tresen, hinter dem sich scheinbar die Rezeption verbarg, und wo ein älteres Ehepaar gerade dabei war ein- oder auszuchecken. Am Fenster mir gegenüber stand ein altes Sofa mit zwei Sesseln. In der Ecke rechts daneben eine Eckbank mit einem Tisch und in der linken Ecke ein alter Schreibtisch mit einem Computer – scheinbar für die Gäste. Der ganze Raum sah aus, als wäre er seit dem Bau dieser kleinen Villa nie mehr verändert worden und ein Gefühl von Behaglichkeit stieg in mir auf. Das Ehepaar stand noch immer an der Rezeption, daher widmete ich mich erst mal dem Ständer zu meiner Rechten mit Flyern über Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten für Münchner Touristen.

Während ich die verschiedenen Flyer studierte konnte ich nicht verhindern das Gespräch an der Rezeption mit zu verfolgen. So erfuhr ich, dass der Mann hinter dem Tresen, ich vermutete, dass er höchstens ein paar Jahre älter sei als ich, der Besitzer dieser Hotelvilla ist. Kurz darauf machte sich das Ehepaar auf den Weg zu den Hotelzimmern und ich war an der Reihe. >>Hallo, meine Name ist Schmidt. Ich glaube, wir hatten vorhin telefoniert.<< Er schaute mich etwas irritiert an >>Der Fernfahrer?<< Ich nickte. >>Herzlichen willkommen im Hotel Laimer Hof! Entschuldigen Sie bitte, aber so hatte ich Sie mir nicht vorgestellt.<< Ich musste grinsen >>Ich mir den Besitzer einer Münchner Hotelvilla auch nicht.<< und wir mussten beide lachen. Er erklärte mir alles, was es zum Aufenthalt im Hotel zu wissen gab (Frühstückszeiten etc.) und zeigte mir anschließend mein Zimmer. Es war nicht besonders groß, aber dafür gemütlich und bot auf den ersten Blick alles, was ein Hotelzimmer braucht.

Nachdem ich ausgiebig geduscht und mir ein paar frische Klamotten angezogen hatte, schlenderte ich in Richtung Rezeption um mich zu erkundigen, wo man in der näheren Umgebung etwas Gutes zu Essen bekommen würde. Ich wurde mit Vorschlägen überhäuft. Vom Italiener um die Ecke bis hin zur französischen Küche war fast alles dabei. >>Und wo kann man mal so richtig bayrisch essen?<< fragte ich. Ich war vorher noch nie in Bayern und wollte bei der Gelegenheit die hiesige Küche auch mal ausprobieren. Alles andere bekomme ich auch zu Hause in Köln und eigentlich mache ich das immer so, wenn ich woanders bin. >>Da kann ich Ihnen den Hirschgarten empfehlen. Mit über 8.000 Sitzplätzen der
größte Biergarten Europa’s oder sogar der Welt, ich weiß es nicht genau.
<< erzählte er leicht stolz. >>Oder, wenn Sie es lieber etwas gemütlicher haben wollen wäre da noch der Kurgarten. Eine gemütliche Kneipe, wo viele Einheimische auch zum Kartenspielen hingehen und die Küche ist auch sehr zu empfehlen.<< Da mir an dem Abend mehr nach Ruhe als nach 8.000 Biertrinkern zumute war entschied ich mich für den Kurgarten, welchen ich nach nur knapp 10 Minuten Fußweg erreichte. Ich bestellte mir erst mal ein „Helles“ und nach einem kurzen Blick in die Karte ein „Heuwägelchen“. Als mir kurze Zeit später der Kellner eben dieses brachte, musste ich lachen. Ein kleiner Heuwagen, ausgebettet mit Pommes und oben drauf ein paar verschiedene Sorten Fleisch.



Nachdem ich meinen Heuwagen brav leergegessen hatte und einen großen Schluck von meinem 2. Hellen nahm bemerkte ich, dass ich doch schon sehr müde war. Wie heißt es doch so schön:“Vor dem Essen hungrig, nach dem Essen müd!
Ich lies mir die Rechnung bringen und machte mich auf den Weg zurück ins Hotel, wo ich in meinem Zimmer innerhalb von Sekunden in einen tiefen und festen Schlaf fiel. Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen, die durch das Fenster, welches ich vergessen hatte zu verdunkeln geweckt. Das war aber nicht schlimm, da es gestern Abend ja nicht so spät geworden war und ich ja auch das Frühstück nicht verpassen wollte. Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, dass es erst 07:17Uhr waren und ich mich nicht beeilen musste. Deswegen holte ich erst noch den Laptop hervor und warf einen kurzen Blick in die Frachtbörsen, denn irgendwie musste es am Montag ja weiter gehen. Speiseeis von München nach Kiel, Trailer muss am Montag morgen zwischen 04:00Uhr und 06:00Uhr übernommen werden und bis Dienstag morgen 07:00Uhr in Kiel sein …3…2…1…meiner! Und gleich noch eine Ladung Kalk von Kiel nach Wroclaw hinterher.

Ich streckte mich noch einmal genüsslich bevor ich aufstand und machte mich auf den Weg zum Frühstücksraum, in dem bereits alle Tische besetzt waren. Ich ging erst mal zum Buffet, belud meinen Teller mit Brötchen, Butter, Wurst und Käse, steckte noch ein Ei in die Tasche und in die andere Hand noch ein Glas mit Orangensaft (Kaffee konnte ich am Buffet keinen finden?!) und setzte mich dann an den Tisch im Foyer. Natürlich hätte ich mich auch irgendwo dazu setzen können, aber ich habe so früh am morgen lieber erst mal meine Ruhe. Kaum hatte meine Hose die Sitzfläche berührt, stand auch schon der neue Mann von der Rezeption vor mir >>Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen? Oder vielleicht einen Cappuccino?<< So funktioniert das hier also >>Einen großen Kaffee bitte.<< Er drehte sich um und verschwand in dem Raum hinter der Rezeption und kam kurz darauf mit einer großen Tasse Kaffee wieder. >>Wenn Sie sonst noch etwas brauchen sagen Sie mir einfach bescheid!<< Ich nickte und er verschwand wieder hinter dem Tresen. Auch ihn schätze ich nicht wirklich älter als mich. Schon komisch, in so einem Hotel hätte ich eher ältere Besitzer und/oder Angestellte erwartet. Aber so war es mir viel lieber.

Nach diesem reichhaltigen Frühstück, ich war noch 2x am Buffet weil es so lecker war, ging ich zurück auf mein Zimmer und angelte mir auf dem Weg dorthin noch den Flyer vom Tierpark Hellabrunn aus dem Ständer, welchen ich gestern schon begutachtet hatte. Ich steckte Handy, Kippen &Co. ein und nach einer kurzen Unterhaltung mit dem Mann an der Rezeption wusste ich wo die nächste S-Bahn-Station war und hatte bereits eine Fahrkarte für eben diese in der Tasche. Ich verbrachte fast den ganzen Tag im Tierpark. Ich glaube auf der ein oder anderen Bank habe ich bestimmt eine Stunde lang gesessen und den Tieren in den Gehegen zugeschaut. Jedenfalls fühlte ich mich auf dem Rückweg so entspannt und zufrieden wie schon sehr lange nicht mehr. Um kurz vor 18:00Uhr betrat ich das Foyer der kleinen Hotelvilla und stellte fest, dass außer dem Mann von heute morgen auch der Besitzer hinter der Rezeption stand. >>Hallo Herr Schmidt, hatten Sie einen schönen Tag in München?“ Ich erzählte von Hellabrunn, lobte das leckere Frühstücksbuffet und bemerkte, dass ich nun doch so langsam wieder Hunger bekommen würde. >>Wir wollen gleich rüber in den Hirschgarten, kommen Sie doch einfach mit.<< Nachdem ich den ganzen Tag alleine war wäre ein bisschen Gesellschaft heute Abend bestimmt nicht die schlechteste Idee und bisher kam ich mit dem Besitzer gut klar und der andere schien mir auch ganz sympathisch >>Ich springe gerade noch schnell unter die Dusche.<< Die beiden nickten synchron und ich verschwand im Flur zu den Zimmern.

Der Sonntag morgen begann leider nicht so schön wie der gestrige. Ich wusste schon gar nicht mehr, wann ich letzte Nacht zurück ins Hotel gekommen war. Jedenfalls stand fest, dass ich nicht so viele Helle vertrage wie die anderen zwei. Ich tastete mit geschlossenen Augen nach meinem Handy, hielt es vor mein Gesicht, öffnete ein Auge gerade so weit das ich die Uhrzeit lesen konnte … 10:23Uhr … >>Na toll, auch noch das leckere Frühstück verschlafen!<< schimpfte ich mit mir selbst. Ich drehte mich noch einmal kurz um, bis meine Blase mich zum aufstehen zwang und ich mich ins Bad schleppte. Nachdem ich sie geleert hatte, stellte ich mich erst mal unter die Dusche um wach zu werden. Anschließend ging ich zur Rezeption und wollte eigentlich nach einem Café oder Bistro in der Nähe fragen, wo ich mir ein Frühstück besorgen konnte, aber als die Frau mich sah und scheinbar auch sofort erkannte (woher weiß ich nicht) meinte diese zu mir >>Setzen Sie sich doch einfach mal an den Tisch, ich bin gleich bei Ihnen.<< Also setzte ich mich an den gleichen Tisch, an dem ich gestern schon gefrühstückt hatte und wartete. Kurze Zeit später erschien Sie mit einem großen Tablett auf dem sich Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, zwei Eier, eine Kanne Kaffee und ein Glas Orangensaft befanden, und stellte mir das ganze vor die Nase. >>Mit den besten Grüßen von Herrn Grötsch.<< Herr Grötsch ist der Besitzer des Hotels fiel mir da ein, er hatte sich mir mit diesem Namen zwar nicht vorgestellt und seit gestern Abend sind wir sowieso per Du, aber irgendwo hatte ich das gelesen. >>Sagen Sie einfach bescheid, wenn Sie noch etwas brauchen.<< Ich nickte ihr etwas beschämt zu und lies mir das Frühstück schmecken. Als ich fertig gegessen hatte kam die Frau erneut zu mir >>Haben Sie noch einen Wunsch?<< Ich lehnte mich zufrieden zurück >>Vielen Dank, ich bin wunschlos glücklich!<< Sie grinste und meinte noch >>Herr Grötsch hat uns auch informiert, dass Sie noch eine Nacht länger bleiben, Sie sollen morgen früh einfach durch den Nachteingang raus gehen. Die Rechnung wird Ihnen zugeschickt.<< Stimmt ja, bei meiner Buchung am Freitag hatte ich eigentlich geplant die paar Stunden von Sonntag auf Montag im LKW zu schlafen. Und gestern Abend wurde mir ja angeboten die nächste Nacht auch noch hier zu verbringen, zu einem Sonderpreis (welcher mir nicht verraten wurde). >>Vielen Dank, werde ich so machen.<< gab ich noch zur Antwort. Anschließend ging ich auf mein Zimmer, packte wieder Handy, Kippen & Co. ein und machte mich auf den Weg zur S-Bahn. Heute wollte ich mir mal den bekannten Marienplatz und den Englischen-Garten anschauen und einfach bisschen durch München schlendern.

Nach gefühlten 100km zu Fuss steuerte ich am frühen Abend das erste Restaurant an, dass ich erblickte und dessen Speisekarte und Preise mir zusagten. Anschließend machte ich mich gleich auf den Weg zur nächsten S-Bahn und fuhr zurück ins Hotel. Völlig erschöpft lies ich mich auf das Bett fallen und verschnaufte erst mal ein wenig. Der Englische-Garten zum Schluss mit seinen 3,74km² hat mich einfach geschafft. Ich hatte noch nie einen so großen Park mitten in einer Stadt gesehen. Und auch die Eisbach-Surfer habe ich mir ziemlich lange angeschaut, wie die mitten in der Stadt auf einer Welle in der Eisbach surfen ist schon faszinierend. Dann ging ich erst mal duschen, als Fernfahrer weiß man nie, wann man das nächste Mal die Gelegenheit dazu hat. Hinterher packte ich noch meine ganzen Sachen zusammen, legte mich ins Bett und schlief irgendwann beim fernsehen ein.

Um 03:30Uhr klingelte mein Wecker. Ich zog mich an, schnappte meine Tasche und schlich mich leise aus dem Hotel. Super, um die Uhrzeit jetzt mit dem LKW durch das dichte Wohngebiet dachte ich mir. Ich steuerte meinen Scania so leise ich konnte bis zur nächsten Hauptverkehrsader und machte mich auf den Weg zu meinem ersten Kunden für diese Woche.



Um 05:00Uhr war das Speiseeis aufgesattelt, ich verlies München und machte mich auf den Weg vom Süden Deutschlands bis in den hohen Norden. Ich hatte vorher immer eine gewisse Abneigung gegen München, warum weiß ich selbst schon gar nicht mehr genau. In diesem Moment wurde ich mit jedem weiteren Kilometer weg von München etwas wehmütiger, aber vielleicht würde ich eines Tages ja mal wieder kommen. Später, irgendwo zwischen Pegnitz und Trockau ertönte der SMS-Ton meines Handy’s. Ich wunderte mich, da ich schon seit Wochen keine SMS mehr bekommen hatte und wenn doch, dann waren diese meistens von meinem Netzanbieter mit irgendwelchen achso tollen Angeboten. Oder es war irgend eins von den Stinktieren, die ich vor einigen Wochen aus meinem Adressbuch verjagt hatte. Daher beschloss ich nicht während der Fahrt nach meinem Handy zu kramen, welches sich noch irgendwo in meiner Tasche befand, meine Fahrt einfach fortzusetzen und die SMS später zu löschen.



Ich habe es bis zur Raststätte Walsleben Ost geschafft. Hier wurde es Zeit, dass ich meinem Scania mal ordentlich was zu saufen gab und suchte mir anschließend ein Plätzchen für die nächste Ruhepause. Ich ging noch einmal zurück in die Raststätte und genehmigte mir noch etwas Warmes zu essen, eine Tasse Kaffee und kaufte noch ein paar belegte Brötchen und eingepackte Sandwiches. Hatte ja in München völlig vergessen einzukaufen und der Kühlschrank war bis auf etwas Butter völlig leer. Und nur Brötchen mit Butter ist mir zu fad. Auf dem Weg zurück zu meinem LKW merkte ich doch deutlich, wie viel ich gestern gelaufen war. Im Scania angekommen zog ich die Vorhänge zu, damit sich das Führerhaus durch die Sonne nicht noch mehr aufheizte. Dann viel mir die SMS wieder ein und ich suchte nach meinem Handy.

Hey Schosch, wollte einfach mal Hallo sagen. Wie geht’s dir? LG Nathalie

Ich starrte etwas verwirrt auf das Display. Die Nr. war unbekannt, was nach der Stinktierreinigung nicht unbedingt verwunderlich war. Aber da ich mit Namen angesprochen wurde, schloss ich eine Verwechslung durch die Absenderin aus. Das Problem war nur, dass mir keine Nathalie einfiel, mit der ich in den letzten Jahren etwas zu tun gehabt hatte. Deswegen antwortete ich:

Hallo Nathalie, mir geht’s gut. Würdest du mir verraten, mit welcher Nathalie ich das Vergnügen habe? Gruß Schosch

Anschließend warf ich noch einen kurzen Blick in die Frachtbörsen. Nach längerem Suchen fand ich einen Trailer mit Spezialglas von Wroclaw nach Köln. Eine Tour nach Hause! Wäre dann zwar schon am Mittwoch Abend in Köln, aber dann könnte ich wenigstens mal meine dreckige Wäsche zu Hause abladen und ein paar frische Klamotten einpacken. Und wer weiß, vielleicht würde ich ja noch zwei vernünftige Touren finden, um am Wochenende wieder in Köln zu sein.



Um 22:30Uhr klingelte mein Wecker. Ich rappelte mich auf, zog mich an und ging erst mal in die Raststätte. Dort wurde erst mal mit der Zahnbürste durch mein Esszimmer gefegt, machte mich frisch und lies mir auf dem Rückweg noch meinen Thermobecher mit reichlich Koffein füllen. Zurück im LKW warf ich einen Blick auf mein Handy:

Nathalie Heibel, du kennst mich doch noch?

Natürlich kannte ich sie, wir waren zusammen in die Schule gegangen. So weit zurück hatte ich in meinem Gedächtnis gar nicht gesucht. Es musste über 10 Jahre her sein, dass ich Nathalie das letzte Mal gesehen hatte. Woher hatte sie meine Nr.? Wieso schreibt sie mir nach so langer Zeit einfach so eine SMS? Wir haben uns damals in der Schule zwar immer gut verstanden, aber nach dem Schulabschluss ziemlich schnell den Kontakt zueinander verloren, so wie es bei den meisten Schulkameraden der Fall war.

Natürlich kenne ich dich noch! Wie komme ich denn zu der Ehre?

Ich startete den Motor und verlies die Raststätte, während sich in meinem Kopf jede Menge Fragen im Kreis drehten.

Während der ganzen Fahrt musste ich an die Schulzeit und an Nathalie denken. Sie war damals schon eine Hübsche gewesen, trug im Gegensatz zu den meisten anderen unserer Klassenkameradinnen kein MakeUp, hatte langes blondes Haar und ein paar kleine Sommersprossen im Gesicht. Ihren Körperbau versteckte Nathalie immer in viel zu weiten Skater-Klamotten, so wie das Ende der 90er halt so Mode war. Trotzdem wollte sie jeder haben, aber ich konnte mich nicht erinnern, dass Nathalie zu Schulzeiten jemals einen Freund hatte.

Um 02:30Uhr erreichte ich mein Ziel in Kiel. Auch hier hatte ich mal wieder das Glück, dass beim Empfänger rund um die Uhr gearbeitet wurde. Ich hätte noch vor 4 Wochen nicht geglaubt, dass so viele Firmen Nachtschicht arbeiten, aber so ist das heutzutage scheinbar. Um auch noch den letzten Tropfen Profit aus einer Firma zu holen, musste der Laden rund um die Uhr laufen. War für mich natürlich gut, auch wenn mir die Leute schon ein bisschen leid taten. Aber da ich selbst auch zu jeder Tageszeit arbeiten musste, hielt sich mein Mitleid in Grenzen.

Kurz darauf rollte ich auch schon auf den Hof meines nächsten Auftraggebers. Das dort ebenfalls Nachtschicht angesagt war, wunderte mich nicht mehr. Ich holte mir im Büro die Papiere, schnallte den Silo mit dem Kalk an und fuhr wenig später wieder auf die A215.



Der Trailer war mit 18t nicht voll beladen, und so kam ich relativ zügig voran. Es rollte sogar so gut, dass ich zum überholen eines Actros ansetzen konnte. Da ich bisher noch nicht oft die Gelegenheit zum überholen hatte, musste ich mich dabei ganz schön konzentrieren und bekam einen richtigen Schreck, als ich im linken Außenspiegel plötzlich einen Reisebus erblickte, und das auch noch mitten in einer Kurve. Wenn sich jetzt einer von uns durch ein klingelndes Handy oder so ablenken lassen würde oder aufgrund von Müdigkeit oder Unachtsamkeit einen kleinen Schlenker machen würde, dann hätten hinter uns einige eine ganz schön lange Zwangspause. Mein Puls stieg merklich, als wir alle drei auf einer Höhe waren. Kurz hatte ich daran gedacht, dass Manöver abzubrechen, hielt den Fuß aber doch auf dem Gas und kurze Zeit später gab der Actros von hinten Lichthupe und ich wechselte wieder auf die rechte Spur. Bei solchen Aktionen fragt man sich nicht mehr, wie die ganzen schweren Busunfälle passieren können.



Gegen 08:30Uhr wurde es Zeit für die nächste Ruhe Pause. Beim nächsten Rastplatz setzte ich den Blinker und suchte mir ein Plätzchen. Dabei stellte ich fest, dass es sich wieder um den Rastplatz Walsleben handelte. Nur diesmal „West“ anstatt „Ost“. Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen drückte ich die Handbremse nach unten und gönnte meinen 360 Pferden eine Pause. Ich holte mein Handy aus der Ablage, welches vor ein paar Minuten mir durch ein leises „piepen“ mitteilte, dass ich wieder eine SMS erhalten hatte. Vielleicht bekomme ich ja jetzt ein paar Antworten auf die vielen Fragen in meinem Kopf.

Guten Morgen, darf Frau sich nicht einfach mal so bei einem alten Klassenkameraden melden?

Also wenn ich etwas in den letzten 32 Jahren gelernt habe, dann dass Frauen nichts „einfach mal so“ machen. Ich ging erst mal zur Raststätte und kaufte mir wieder etwas zu beißen und zu trinken. Während ich das Brötchen mit Schinken und Käse verdrückte schrieb ich zurück.

Natürlich darf Frau das „einfach mal so“, aber tut Frau das wirklich?

Nach dem Brötchen klemmte ich mir die Wasserflaschen unter den Arm und machte mich auf den Weg zurück zum Scania und ab ins Bett.



Mein Wecker klingelte um 17:00Uhr. Ich quälte mich aus meiner Koje und schlüpfte in meine Klamotten. Ein kurzer Blick auf mein Handy – eine neue SMS:

Bin beim Umzug auf alte Foto’s gestoßen, und da war auch eins von dir dabei. Also wie geht es dir und was machst du so?

Das beantwortete meine Fragen nur teilweise. Aber ich beschloss erst mal nicht weiter nachzufragen und schrieb zurück:

Das ist für ne SMS zu viel, gib mal deine eMail-Adresse.

Nach einer kleinen Stärkung und einer Katzenwäsche in der Tankstelle ging es weiter. Die Nacht hatte den Himmel schon fast vollständig erobert, als ich kurz nach 22:00Uhr die Grenze zu Polen überquerte und die letzten Kilometer meinem Ziel entgegen rollte. Als ich mein Ziel um Mitternacht erreichte staunte ich nicht schlecht. Ein riesiger Bauernhof mitten im Nirgendwo. Der Bauer kam auch gleich aus seinem Haus gelaufen, zeigte mir wo ich den Trailer abstellen sollte und quittierte mir den Empfang. So konnte ich wenig später schon wieder weiter zu meinem nächsten Auftraggeber.



In der Firma für Spezialglas wurde ebenfalls rund um die Uhr gearbeitet. Scheinbar war die Nachfrage noch polnischem Glas groß. Bis auf ein paar Kommunikationsschwierigkeiten lief auch alles ohne Probleme und nach einer guten Stunde hielt ich die Papiere in der Hand und hatte den Trailer am Truck.



Ich hatte es in der letzten Nacht noch gerade so über die Grenze nach Deutschland geschafft, bevor meine Lenkzeit mal wieder zu Ende war. Die Katzenwäsche auf der Tankstellentoilette sparte ich mir, da fühlt man sich manchmal nachher schmutziger als vorher. Außerdem würde ich am Abend wieder zu Hause sein und könnte in meinem eigenen Bad richtig Duschen. Eine SMS von Nathalie mit ihrer eMail-Adresse war auch angekommen, aber dafür war jetzt keine Zeit mehr. Durch die vielen Gedanken an die Schulzeit in den letzten zwei Tagen war mir nach elektronischer Musik. Ich wählte den Ordner „Infected Mushroom“ auf meinem USB-Stick, drehte lauter und dann ging es weiter in Richtung Köln.



Kurz hinter Erfurt klingelte mein Handy. Die Vorwahl war Köln, aber die Rufnummer sagte mir nichts. Ich ging trotzdem ran. >>Hallo, meine Name ist Holger Bächel von PoSped. Sie sind gerade mit einem Trailer Spezialglas auf dem Weg zu uns!?<< Er machte eine Pause. >>Korrekt<< gab ich ihm zur Antwort. >>Ich habe ein Problem und dachte, Sie können mir vielleicht weiterhelfen. Ich habe hier einen Trailer mit Kunstgegenständen für das alte Museum in Berlin. Die Ware muss spätestens morgen um 17:00Uhr in Berlin sein. Hätten Sie Zeit und Interesse?<< Eigentlich hatte ich mich schon auf ein verlängertes Wochenende zu Hause eingestellt. Aber es könnte für mich bestimmt von Vorteil sein, wenn ich bei einem Logistiker in Köln was gut hätte. >>Wenn Sie mir eine Rückfracht nach Köln besorgen sind wir im Geschäft.<< Dann bräuchte ich mir darüber wenigstens keine Gedanken zu machen. >>Abgemacht! Wann sind Sie ungefähr hier?<< Ich warf einen kurzen Blick auf’s Navi und auf meine Lenkzeit. >>Wenn es so gut weiterläuft um ca. 20Uhr. Dann muss ich aber erst Pause machen.<< Herr Bächel schwieg einen kurzen Moment >>Dann ist es ja egal ob heute abend oder morgen früh. Können Sie morgen um 06:00Uhr hier sein?<< Das könnte etwas eng mit meiner vorgeschriebenen Ruhezeit werden >>Sobald ich wieder fahren darf bin ich da!<< >>Super! Sie haben jetzt schon was gut bei mir! Dann bis morgen früh und weiterhin gute Fahrt!<< Irgendwie freute ich mich nach dem Telefonat dann doch darüber, morgen wieder fahren zu können. Ich drehte die Musik wieder lauter und rollte weiter auf der A4 der Heimat entgegen.



Kurz vor dem Langenselbolder Dreieck kam im Radio das, was ich nicht hören wollte. Es gab mal wieder eine Vollsperrung auf der A45. Also ging es die erste Abfahrt runter von der A45 und die letzten 200km über die Landstraße. Dadurch verlängerte sich meine Fahrzeit natürlich erheblich, was mich gleich doppelt in Schwierigkeiten bringen konnte. Zum einen musste ich jetzt ganz schön draufhalten, dass ich es noch bis Köln schaffen würde. Und selbst wenn, würde es dann auch sehr eng werden, morgen um 06:00Uhr bei Herrn Bächel auf dem Hof zu stehen. So blieb mir leider wenig Zeit, die schöne Landschaft in der Abenddämmerung zu genießen, aber dafür stand ich um 20:55Uhr mit gerade mal 5 Min.
Restlenkzeit bei meiner Mutter vor der Tür.







Fortsetzung folgt ...

Efsan

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29

Freitag, 31. Mai 2013, 15:35

Echt klasse Story von dir. Bin mal gespannt was du noch so erlebst, und freu mich schon auf die Fortsetzung.!! 8) :thumbup:

pinki

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30

Freitag, 31. Mai 2013, 17:02

Echt eine super Geschichte :thumbsup: ich
bin schon sehr auf die Fortsetzung
gespannt
Hier mein You Tube Kanal wo täglich immer neue Videos hinzu kommen. Ihr seit alle herzlich wilkommen. 8) https://www.youtube.com/user/pinkiLP97

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